Warum Objekte?

Ausgerechnet in der immer immaterieller werdenden Wissens- und Dienstleistungswirtschaft sollen materielle Objekte das Potential für Innovationsleistungen voranbringen? Unsere Grundannahme ist, dass Objekte – insbesondere wenn sie in ungewohnten Kontexten auftauchen oder in ihrer Bedeutung erst entschlüsselt werden müssen – eben durch ihre materielle Sperrigkeit und ihre sinnliche Ansprache neue Zugänge, Sichtweisen und Erkenntnisse vermitteln können. Ein Ausgangspunkt dieser Annahme war eine ganz konkrete Beobachtung während eines mittlerweile abgeschlossenen Forschungsprojekts (siehe http://www.reflexivitaet.de/forschung/iirlicht).

Um die durch eine interne Spaltung gekennzeichnete Situation in einem Unternehmensbereich (der aus zwei unterschiedlichen Bereichen neu geformt wurde) zu symbolisieren, hatte eine Gruppe von MitarbeiterInnen im Rahmen eines Organisationsentwicklungsprojekts eine auf dem Kopf stehende Pyramide gebaut und ein »Spiel« konzipiert. Beides sollte verdeutlichen, dass die interne Differenz kein Problem, sondern vielmehr die Stärke dieses Bereichs sei: Mehrere Personen mussten durch das Ziehen an Gummibändern die Pyramide eine Rampe hinauf manövrieren, wobei sie die Pyramide durch die Bänder aufrecht und in Bewegung halten mussten. Anstatt »an einem Strang« zu ziehen, musste sich jeder Teilnehmer in eine andere Richtung bewegen, aber nur so viel wie nötig. Der Gegenstand und das Spiel blieben im Gedächtnis der MitarbeiterInnen des gesamten Bereichs stark verankert und veränderten in reflexiver Weise die gegenseitige Sichtweise, so dass die gegeben Differenzen bestehen bleiben konnten. Und uns brachte es auf den Gedanken, das Objekte im Kontext von Reflexivität eine wichtige Mittlerrolle spielen könnten. Diese Rolle wollen wir in unserem Forschungsprojekt eingehend untersuchen.

Unsere konkreten Forschungsfragen sind dabei:

  • Welche konstruktive Rolle können symbolische Objekte im problemlösenden Handeln, beim Reframing von Problemstellungen und generell bei der Neuorganisation des Denkens haben?
  • Wie können Objekte zur Gewinnung von neuen Perspektiven (und Praktiken) beitragen?
  • Wie kann die praktisch-sinnliche und die ästhetisch-interpretative Auseinandersetzung mit Dingen als kreativer, neue Perspektiven generierender Prozess konzeptualisiert werden?
  • Und wie lässt sich diese Konzeptualisierung wiederum so anwenden, dass reflexiv-innovative Praxis in lebensweltlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Handlungsfeldern unterstützt wird?
  • Welche Arten/Klassen von Objekten sind eventuell besonders geeignet, reflexive Prozesse zu initiieren?
  • Welche Wirkungen entfalten insbesondere Objekte, die aus einem in den anderen Kontext versetzt werden, auf ihre jeweiligen Umwelten?
  • Welche Rahmenbedingung sind für die Entfaltung reflexivitätsfördernder Differenz förderlich und welche hinderlich?
  • Welche individuellen Voraussetzungen müssen bei den Akteuren gegeben sein, und wie lassen sich diese ggf. fördern?
  • Welche kulturellen und strukturellen Voraussetzungen brauchen Organisationen hierfür?

>> Wie wird es gemacht?

 
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